Eine Halle auf Rädern

Viel Aufregung brachten die letzten Wochen für Hamburg. Immer wieder war die für das große Zukunftsprojekt des europäischen Flugzeugbaus, dem Super-Airbus A380, notwendige Teilzuschüttung des Mühlenberger Loches eines der meistdiskutierten Themen. Neben dieser Erweiterungsfläche mussten aber auch Veränderungen an vorhandenen Produktionshallen erfolgen, um für neue notwendige Endmontagehallen Platz zu schaffen.

Dabei galt es, in das Produktionsgeschehen so wenig wie möglich einzugreifen. Eine für den bestehenden Produktionsprozess wichtige Umschlaghalle musste von ihrem alten Standort weichen. Es waren nicht alltägliche Methoden gefragt. Zeit für diese Baumaßnahmen war am wenigsten vorhanden. Ein Hallenneubau hätte eine Ausfallzeit von acht Monaten bedeutet. Zum anderen sollten die Montagearbeiten für die neuen Hallen schnellstmöglich begonnen werden. Ein Rückbau der alten Umschlaghalle hätte den Baubeginn für die neue Endmontagehalle unvertretbar verzögert.

Was tun? Am besten klang die Idee, mit der ganzen Halle umzuziehen. Wie aber sollte so etwas funktionieren? Umzugstermin war das erste Märzwochenende. Die Zusammenarbeit mehrerer auf besondere Technologien spezialisierte Unternehmen machte den außergewöhnlichen Umzug möglich. Dazu wurde die freigeräumte Halle mit einem „Korsett“ aus einer besonderen Stahlkonstruktion ausgesteift. Alle Hallenstützen wurden dann mit diesem „Korsett“ fest verbunden. Hallentore, Hallenkran, alle Lampen etc. konnten in bzw. an der Halle verbleiben. Sie wurden lediglich arretiert. Die Stahlkonstruktion hatte während des Transportes die Funktion des Hallenfundamentes zu übernehmen. Unter dieser Stahlkonstruktion wurden vier mehrachsige hydraulische Plattformwagen positioniert. Die Stahlkonstruktion selbst lag an acht Punkten auf diesen Plattformwagen auf. Die Achsen dieser Plattformwagen konnten einzeln gesteuert und gehoben bzw. gesenkt werden.

Nachdem die Hallenstützen vom alten Fundament getrennt waren, hoben die hydraulischen Plattformwagen die Halle an und der Transport zum neuen ca. 800 m entfernten Standort konnte beginnen. Das Anheben, der Verschub wie später auch das Absenken der Halle mussten synchron erfolgen. Dabei durfte die Halle nicht mehr als ± 5 cm aus ihrer ursprünglichen Ebene zwischen diesen acht Messpunkten abweichen. Das Erkennen und Überwachen dieser Höhendifferenzen während des Hallenverschubes wurde vom Team der FPM Holding GmbH übernommen. Es wurde dazu ca. 1 Meter über der Stahlkonstruktion eine Laserstrahlebene gelegt.

Erzeugt wurde diese mittels des automatischen Rotationslasers FG-L3 aus dem Produktions-programm der FPM Holding GmbH. An den acht Auflagepunkten der Stahlkonstruktion waren Laserempfänger positioniert, die kontinuierlich ihre Messwerte zur messtechnischen Überwachung an ein Anzeigetableau lieferten. Dieses war in unmittelbarer Nähe der Bedienkonsole für die hydraulischen Plattformwagen positioniert. Sobald ein Wert der acht Messpunkte einen unzulässigen Höhenversatz anzeigte, wurde er mittels der Hydraulik korrigiert. Nach einer kurzen Startphase konnte das Zusammenspiel zwischen Versatz und Korrektur so perfektioniert werden, dass beim Verschub der Halle ein regelrechter Sprint eingelegt werden konnte. Damit wurde der vorgesehene Zeitplan wesentlich unterschritten und die Halle kam nicht erst, wie geplant, am Sonntag Mittag, sondern bereits sicher am Samstag Nachmittag am neuen Standort an. Dieses Höhenüberwachungssystem wird in zwei Varianten eingesetzt. Neben einer Kabel- wird auch eine Funkvariante bis zu Entfernungen von 200 Metern zwischen Messpunkt und Kontrolltableau angeboten.

Der Erfolg dieses außergewöhnlichen Hallenverschubes ist außergewöhnlichem Arbeitseinsatz und Teamgeist aller Beteiligten zu verdanken. Obwohl nicht gerade alltäglich, war diese Methode sogar auch kostengünstiger als alle Alternativen. Der wesentlichste Erfolg bestand in der Zeit. Die Versetzung hatte nur 14 Tage Pause zur Folge. So konnte nach geglückter Operation dann gleich am Montag der normale Betrieb auf dem Gelände wieder aufgenommen werden.